Am nächsten Morgen fahren wir dann nach einem entspannten Frühstück nach Tarragona. Etwas außerhalb parken wir das Auto und können schon von weitem eine riesige Kirche und meterhohe Stadtmauern sehen. In der Altstadt angekommen stehen schon die ersten Infotafel, die einen über das Leben der Römer informieren. Tarragona, zu Römerzeit Tarraco genannt, war die erste Kolonie auf der Iberischen Halbinsel und ein wichtiger Verbindungspunkt im Handel des Römischen Reichs. Wir sind sofort fasziniert von der geschichtlichen Vergangenheit der Stadt. Man lernt ja in der Schule, wie groß das Römische Reich war, aber wenn man so weit weg von Rom diese Bauten sieht, kann man sich das alle besser vorstellen. Wir schlendern also durch die verwinkelte Altstadt und kommen zu der Kirche, welche wir schon vom Parkplatz aus gesehen haben.
Anschließend bestaunen den alten Zirkus. Wir überlegen kurz, ob wir reingehen sollen und entscheiden uns dann dafür, was eine sehr gute Entscheidung war. Drinnen kann man den ganzen Komplex viel besser verstehen. Außerdem sind weitere Infotafeln aufgestellt, die wir natürlich alle lesen. Na Papa, bist du stolz auf mich? ;) Wir erfahren auch, dass im Mittelalter Teile des Zirkus zerstört wurden und eine neue Mauer mit Verteidigungsturm gebaut wurde. Antike Bauten wurden wohl früher nicht so geschätzt wie heute. Wenn da schnell Wohnhäuser her mussten, wurden diese auch mitten im Zirkus errichtet und dessen Mauern einfach in die Gebäude integriert.
Über ein animiertes Video bekommen wir ein grobes Gefühl, wie groß der Zirkus zusammen mit dem darüber gelgenen Forum wirklich war. Die komplette heutige Altstadt bestand nur aus dem Zirkus und dem riesigen Forum mit Gärten und Regierungsgebäuden. Kaum vorzustellen, dass es in Rom sogar einen Zirkus gab, welcher das 5-fache an Besuchern fassen konnte. Nach zwei Stunden haben wir alles gelesen und bestaunt und gehen weiter in das Amphitheater.
Von oben sind wir erst etwas verwirrt, da so etwas wie eine Kirche mitten drin steht. Unten angekommen erfahren wir auch, was es damit auf sich hat. Noch zu Zeiten des Römischen Reiches wurde dort der Märtyrer Fructuosus hingerichtet. Das Amphitheater wurde dadurch zu einem heiligen Ort. Für sein Andenken wurde dort nach dem Fall des Römischen Reiches erst eine kleinere Kirche und später eine größere errichtet.
Wir setzen uns nach den ganzen Informationen auf einen Rang im Amphitheater und können kaum glauben, dass wir dort sitzen, wo vor über 2000 Jahren die Römer saßen und unterhalten wurden. Für mich wird die Geschichte dadurch wensentlich lebendiger. Irgendwie bekommt mein ein Gefühl für das was zwischen Machtkämpfen und Kriegen, zwischen Daten und Fakten, die man in der Schule lernt sonst noch so geschehen ist. Nämlich, dass hier , genauso wie heute, Menschen gelebt haben, mit Sorgen und Freunden, mit Freizeit und Arbeit. Die ein Bedürfnis nach Unterhaltung hatten, welche übrigens im Römischen Reich von den Reichen bezahlt wurde, damit jeder Bürger kostenlos dem Spektakel folgen konnte. Davon sind wir besonders fasziniert. Wer kann sich heute schon vorstellen kostenlos ins Theater oder ins Kino gehen zu können.
Zurück bei Lolo kochen wir Curry und verbringen einen wunderschönen Abend. Das sind doch die besten Freundschaft, bei denen man sich 5 Jahre nicht gesehen hat, es aber trotzdem so ist, als wäre man nur aus dem Urlaub zurück. Wir lachen über alte Geschichten und bringen uns auf den neusten Stand. Beim Verabschieden beschwören wir noch, dass es dieses mal nicht für so lange bis zum nächsten Treffen dauern darf. Und das wird es auch nicht. Wahrscheinlich sehen wir uns über Weihnachten wieder und nächsten Sommer heiraten die beiden. Spätestens dann.