Pilgern in Norwegen - 4. Reisebericht

God kveld verehrte Lesende, ich begrüße euch zu meinem letzten Pilger-Reisebericht aus Norwegen!

Schon wieder sind zwei Wochen seit meinem letzten Bericht vergangen und seither ist viel geschehen. Also schauen wir mal, wie viel ich heute zu erzählen schaffe!


Meine Ankunft in Trondheim

Genau heute vor zwei Wochen habe ich mich morgens aufgerafft, ein letztes Mal meinen Rucksack genommen und nach einem ausgiebigen Frühstück die letzte Etappe angetreten. Anders als am Vorabend noch gedacht, startete ich nicht alleine, sondern zusammen mit Isabel, Bart und Diane - und es war schön gemeinsam zu laufen. Ich hatte vorher gedacht, es würde mich stören diese ach so wichtigen letzten Kilometer nicht alleine zu gehen, doch wir gingen angenehm lose bei einander, jeder in seinem Tempo, holten irgendwann auch Britt und Nils ein und nur die letzten Kilometer durch die Stadt gingen wir geschlossen als Pilgergruppe.

Bevor man das Stadtgebiet betritt führt der Weg über einen Berg, von dem aus man den ersten Blick auf Trondheim werfen kann. Ich sage euch: Die Aussicht ist umwerfend!

Die Wegführung durch die Stadt selbst war etwas wirr, was dazu führte, dass wir fast schon plötzlich vor dem Nidarosdom standen. Hinzu kamen die Scharen an Menschen, die sich rund um den Dom auf dem Olavsfest tummelten. Bei uns allen löste dies ein Gefühl von „Wie, das war's? So endet es?“ aus und ich muss zugeben, dass ich zunächst bitter enttäuscht war.

Doch dann griff das Universum ein.

Meine Mitpilgerer hatten sich morgens zum Ziel gesetzt spätestens um 15 Uhr zur Pilgermesse am Dom zu sein und ich bin immer noch froh darüber, dass sie mich mitgezogen haben. Denn nach diesen enttäuschenden ersten Augenblicken gingen wir in den Dom und beim Eintreten las ich, dass jener Pilgerpriester, den ich im Dovrefjell kennengelernt hatte, die Messe halten würde. Somit war für mich klar, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort war.

Bereits im Altarraum traf ich auf Priester Steffen, er erkannte mich sogleich wieder, erkundigte sich nach mir und meiner Gruppe und widmete uns zu Beginn der Messe ein eigenes Willkommen. Ohne es vorher gewusst zu haben war diese Begrüßung der beste Abschluss, den ich mir für das Ende meines Weges hätte wünschen können. Nun wurden schon zum zweiten Mal Worte in diesem Dom an mich persönlich gerichtet - wer kann so etwas schon behaupten?

Im Anschluss an die Messe ging es endlich zum 0km-Stein, den wir vor der Messe aufgrund einer Bühne und der vielen Menschen nicht gefunden hatten. Hier machten wir nun Fotos, in allen Konstellationen: einzeln, zu zweit, als Gruppe. Während der Messe hatte sich die Gemütslage bei uns allen gewendet und nun waren wir zwar erschöpft, aber selig.

Schon am Stein trafen wir die ersten altbekannten Gesichter wieder und es wurden immer mehr, je näher wir dem Pilgerzentrum kamen. Und an dieser Stelle darf ich bekennen, dass ich mich getäuscht habe und dass sehr wohl jemand auf mich gewartet hat, zwei um genau zu sein: Ellie und Sarah. Dieses liebreizende Mutter-Tochter-Gespann traf ich bereits in meinem Hostel in Oslo und sie waren somit die ersten Pilger, die ich kennengelernt habe. Und dann hatte Ellie auch noch eine kleine Überraschung für mich: Philipp hatte ihr eine Pilgermuschel für mich zur Aufbewahrung hinterlassen.


Die Tage danach

Ich hatte im Vorhinein gar nicht so sehr darüber nachgedacht, wie es nach meiner Ankunft sein würde, doch hatte ich angenommen, dass jeder seiner eigenen Wege gehen würde. Doch wieder habe ich mich glücklicherweise getäuscht. Von gemeinsamen Mahlzeiten über Besuche im Café und auf dem Olavsfest bis hin zu einer Bootsfahrt im historischen Holzboot und einem Abend mit Gesang am Klavier war alles dabei. Es war herrlich!

Auf diese Weise vergingen meine 2,5 Tage im wunderschönen Trondheim wie im Flug und der Abschied von all diesen liebgewonnenen Menschen kam sehr schnell.

Und so endete mein Weg und ich bin glücklich, diese Reise gewagt zu haben. Sie hat mich näher zu mir selbst geführt, mir gezeigt, dass ich alles schaffen kann, solange ich nur will, dass es viele großartige Menschen gibt und dass es eine Freude ist, sie kennenzulernen.

Auf den 292 km, die ich in 18 Tagen zurückgelegt habe, habe ich begriffen, dass man sich ruhig auf das Universum verlassen darf, dass man keine gute Chance ungenutzt lassen sollte, dass es für alles eine Lösung gibt und dass man sich den Kopf nicht über hypothetische Probleme zerbrechen sollte.

Ich würde nicht sagen, dass meine Reise gesegnet war, doch so etwas Ähnliches war sie wohl, denn ich habe weder eine Blase, noch eine andere Verletzung oder gar ein Unglück erlitten, geregnet hat es nur an meinem Ruhetag, ich hatte stets einen sicheren Ort zum Schlafen und immer genug Essen sowie Trinken. Und darüber hinaus hatte ich die wohl besten Weggefährten, die man sich vorstellen kann.

Deswegen möchte ich zum Abschluss allen danke sagen, die mich sowohl bei meiner Vorbereitung als auch auf meinem Weg - auf welche Weise auch immer - begleitet haben. Ich bin unaussprechlich glücklich, dass ihr alle ein Teil davon wart.

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