Postmortem – BB Biotech

Es geht weiter in der Dividendensaison und dieses Mal ist ein ganz besonderer Liebling von mir fällig. Daher gleich die Entschuldigung vorneweg: Es fällt mir dieses Mal schwer nicht in Lobhudelei über zu gehen ;)

Es handelt sich hierbei um das schweizer Unternehmen BB Biotech. Von diesem hat vermutlich niemand außerhalb des Börsengeschäftes etwas gehört. Der Grund dafür ist, dass es sich hierbei nicht um ein produzierendes Unternehmen handelt, sondern um eine sogenannte „Beteiligungsgesellschaft“. Also ein Unternehmen, dass sich in andere Unternehmen einkauft oder dort in Projekte investiert.

Der Name impliziert ja bereits, dass es sich hierbei um eine Biotech-Aktie handelt. Also einem Unternehmen, was mit einem Fuss in der Biologie steckt und zum anderen den Einsatz davon in technischen Prozessen nutzt. Dies findet vorwiegend Einsatz bei Medikamenten, der Schaffung neuer chemischer Verbindungen oder neue Diagnosemethoden. Grundsätzlich wird unterschieden in roter (Medikamente), grüner (Landwirtschaft) und weißer (Industrie) Biotechnologie. Wobei sich das Unternehmend vorwiegend auf der Roten fokkusiert.

Das große Problem bei Biotech-Aktien ist, dass sie neben Canabis-Aktien, die Kryptos unter den Wertpapieren sind. Oftmals recht junge Unternehmen mit unaussprechlichen Namen versuchen ein neues Mittel im Bereich Biotech zu entwickeln. Sobald es positive Indikatoren gibt können die Kurse sehr sprunghaft nach oben gehen und lukrative Renditen im Raum stehen. Erweist sich nach Jahren plötzlich ein Mittel allerdings als „unbrauchbar“ und man realsiert, dass man Jahre lang einer falschen Spur nachgelaufen ist, kann es sehr schnell auch in einem Totalverlust münden.

Das große Problem ist eben, dass ein Normalsterblicher wie ich kaum in der Lage ist zu beurteilen, wie gut eigentlich ein solches Biotech-Unternehmen ist. Die Gefahr dort auf das falsche Pferd zu setzen und somit einen empfindlichen Verlust zu realisieren ist nicht gering in dieser spekulativen Branche. Dies ist auch der Grund, wieso es durchaus Anleger gibt, die die Biotech-Branche insgesamt wie der Teufel das Weihwasser meiden.

Genau hier kommt BB Biotech ins Spiel. Das Unternehmen kauft Anteile von Biotech-Unternehmen ein und analyisiert, wo genau sich Beteiligungen rechnen könnten. Somit funktioniert das Unternehmen im Kern nicht wesentlich anders als ein Fond für die Biotech-Branche. So hält das Unternehmen Anteile an Ionis Pharmaceuticals (15,1%), Incyte (7,8%), Neurocrine Bioscience (7,7%), Vertex Pharmaceuticals (7,3%), Esperion Therapeutics (5,0%), Celgene (4,7%) und einigen mehr. Hier wird aber eben das Problem ersichtlich, da außer Celgene mir vom Namen her die meisten Unternehmen unbekannt sind.

Ich gebe somit die Verantwortung für eine gesunden Mix und die Expertise an die Leute von BB Biotech ab und bin in den letzten Jahren nicht entäuscht worden. Satte 3,21€ pro Aktie werden ausgeschüttet bei einem Kurs von aktuell über 60. Dies entspricht einer Rendite von ca. 5,5% und ist somit ein Dividendentitel mit echter Wucht.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings. Die Dividende wurde dieses Jahr nämlich auf Grund eines mäßigen Geschäftes gesenkt. Somit gab es für 2017 noch 3,30€ pro Aktie. Wieso ich trotzdem nicht im geringsten traurig darüber bin? Zum einen eben, weil ich mir bewusst bin, dass es hier um eine sehr spekulative Anlage geht und eben auch immer mal ein schlechtes Jahr dazwischen sein wird. 9¢ sind jedoch Peanuts bei der höhe der Dividende und gleichzeitig (auch im Vergleich mit den Vorjahren) auf einem sehr hohen Niveau.

Die von mir angestrebten 2% bedient das Unternehmen mit absoluter Leichtigkeit und hat genügend Buffer, falls es doch mal schlechter laufen sollte. Trotzdem gibt es auch hier einen weiteren Grund, wieso ich keine Träne weine.

bbio.png

Sehr schön sieht man hier einen sehr gesunden Chart. Immerhin fast 40% stieg der Kurs des Unternehmens in den letzten 3 Jahren an mit einem leichten Trend nach oben. Man beachte vor allem auch den Crash vor einigen Monaten. Leider hatte ich kein Geld mehr in der Kaufkasse, so dass ich leider nicht nachlegen konnte. Der Abfall war allerdings so stark, dass ich im privaten Umfeld eine Kaufempfehlung ausgesprochen habe und einige dieser auch gefolgt sind und sich nun 3 Monate später gleich doppelt freuen können.

Aber bei einem so volatilen Titel gibt es auch immer wieder noch weitere gute Einstiegspunkte. Da bin ich mir absolut sicher und werde auch in den nächsten Jahren noch nachlegen. Die aktuellen Kurse jenseits der 60€-Marke scheinen sich zu stabilisieren und wecken natürlich die Fantasy auf mehr.

Eine Krux mit diesem Titel ist leider, dass es sich um ein Schweizer Titel handelt. Dies ist erst beim zweiten Blick eine eher schlechte Sache. Zum einen haben die Schweizer eine höhere Steuer auf die Quellsteuer als die Deutschen. Mit 35% ist dies also durchaus spürbar höher als bei. Das treibt einen schon die Tränen in die Augen, wenn man sieht, was von der Dividende übrig bleibt. Die gute Nachricht ist eben, dass es ein Doppelbesteuerungsabkommen mit der Schweiz seit 1971 gibt und wir damit effektiv nur 25% Steuern zahlen müssen.

Die schlechte Nachricht ist, dass man die Ausschüttung der restlichen 10% bei den Schweizern beantragen muss. Dies lohnt sich zumeist nur alle 3 Jahre, so dass man solange auf sein Geld verzichten muss. Wie der Antrag abläuft werde ich in der nächsten Zeit in einem separaten Artikel noch einmal beschreiben und auch die Erfahrungen damit. Fakt ist aber, dass es die Ausschüttung dann in CHF gibt und sich deutsche Banken den Wechsel üblicherweise fürstlich bezahlen lassen. Rund 25€ sind dabei locker weg. Dazu kommt noch das Porto für ein wenig Post und oben drauf bei einigen Banken Gebühren für den Tax Voucher.

Dies ist auch der Grund, wieso es eben nur alle paar Jahre wirklich Sinn macht und man mit kleineren Chargen vermutlich nicht glücklich wird. Wer in BB Biotech investiert, sollte gleich eine größere Menge kaufen oder zumindest in seinem Depot andere schweizer Dividendentitel wie z.B. Nestle oder Roche mit dabei haben, so dass es sich in Summe wieder lohnt. Wer nur mal eben 500€ anlegen will, wird vermutlich eher nicht gut damit fahren.

Mir selbst macht dieser Titel stets sehr viel Freude und gehört immer wieder zu den Top-Titeln in meinem Depot. Gerade das verlässlich geliefert wird, erfreut mich dabei, da es eben klar ein eher spekulativerere Aktie ist. Wer aber ein ansonsten eher langweiliges Portfolio sein eigen nennt und ein wenig Nervenkitzel haben will ohne gleich eine Achterbahnfahrt der Gefühle zu machen, sollte BB Biotech durchaus auf der Watchlist setzen und ein wenig im Auge behalten. Gerade bei einem Dip können sich gute Kaufgelegenheiten bieten.

Dies ist keine Anlageempfehlung, sondern meine persönliche Meinung. Ich halte die Aktien aus Überzeugung und gebe eigenen Freunden sie durchaus als Tipp. Am Ende muss aber jeder selbst seine Analyse machen und sollte nicht blind nach Empfehlungen kaufen!

H2
H3
H4
3 columns
2 columns
1 column
Join the conversation now
Logo
Center