Dokutipp: Der Händler

Screenshot_20210125_224618.png (Netflix - Der Händler)

Wer ein Netflix-Konto hat und in P2P investiert ist, sollte einmal einen Blick auf die Dokumentation „Der Händler“ werfen. Wer weder in dem einen noch dem anderen aktiv ist, sollte sich nicht dieser 23 Minuten-Dokumentation bemühen. Es ist absolut nichts besonderes und kann trotzdem für manch einem sehr erhellend sein.

Gerade Georgien ist ein typisches Land in dem P2P-Kredite vergeben werden. Mir fällt allerdings immer wieder auf, dass viele P2P-Investoren diese Art von Krediten oft immer sehr „romantisieren“. Sie werden halt in Länder vergeben in denen es kein entwickeltes Bankwesen gibt. Das hört sich nett an. Was dies allerdings bedeutet ist vielen nicht bewusst und sie denken wohl an einer Bank bei der es keinen Kaffee bei einem Beratungsgespräch gibt.

Dabei lohnt es sich mitunter sich eben auch mal Dokumentationen über Georgien oder aber auch Kasachstan anzusehen. Bereits ein Urlaub in manchen Regionen von Polen kann sehr erhellend darüber sein, wie auch heutzutage Menschen noch leben können. Wenn aus Bauruinen jemand raus schaut und man realisiert, dass dies keine Bruchbude ist, sondern das Zuhause von jemanden.

Viele Kredite werden auch ins Baltikum vergeben, dass eine Art Boomregion in Europa ist, da man sich technologisch und wirtschaftlich sehr smart positioniert hat. Beides ist am Ende immer noch kein Vergleich mit den Ländern weiter im Osten.

In der Händler wird einfach ein paar Szenen um einen georgischen Händler gezeigt, der mit dem Auto unterwegs ist zu seinen Kunden. Man muss wirklich einmal die Bilder auf sich wirken lassen und sich die Häuser und Gegenden ansehen. Wie die Menschen dort leben und was für eine enorme Armut dort herrscht. Und dabei muss man noch im Hinterkopf behalten, dass dies nicht die Kriegsregionen sind, sondern einfach nur ein paar Dörfer rund um Tiflis.

Wenn die alte Oma versucht ihn davon zu überzeugen die Reibe ihr zu schenken, weil sie ja alleine sei oder wenigstens für einen Lari zu geben (ca. 25¢), dann wird einem schon ein wenig merkwürdig ums Herz. Dies ist ein Betrag für den die meisten Menschen sich nicht bücken würden und meiner einer sich leicht hunderte dieser Reiben am Tag kaufen könnte. Einfach so, weil man es kann. Armut ist etwas das man in Afrika, Südamerika oder Asien erwartet, nicht aber vor der europäischen Haustür.

Gerade jene die gerne auch Geld in Landeswährung verkaufen, sollten nachdenklich werden, wenn die Leute dort allesamt lieber in „Kartoffeln“ handeln als im Lari. So fragt eine Frau wie teuer der Schal den sei. Der Händler überlegt kurz und sagt: 5k Kartoffeln. Die Frau ist begeistert: Das ist aber günstig! Es sollte einen aber schon etwas nachdenklich stimmen, wenn die Leute nicht die eigene Landeswährung haben wollen, sondern lieber ein paar Kartoffeln als Zahlungsmittel anbieten.

Klar, wenn er über die Dörfer fährt ist dies natürlich super, da die Leute Kartoffeln anbauen. Und für ihn eine solide Währung, da er in der Stadt diese dann gut verkaufen kann. Aber wer in einem monetär ausgewachsenen System aufgewachsen ist, wird nur schwer nachvollziehen können, wie ein solcher Sachhandel funktioniert. Und auch was es für einen Stadt bedeutet, wenn er versucht all dies zu besteuern.

Nun muss man sich bewusst machen, dass man an genau solche Leute sein Geld verleiht. Vielleicht ja sogar genau solchen Händlern, die einen kurzfristigen Kredit aufnehmen, sich ein wenig Plunder kaufen und damit dann durch die Dörfer fahren um sie dort gegen Kartoffeln einzukaufen um dann ein paar Tage später den Kredit wieder zu bezahlen.

Und genauso muss man sich vor Augen halten wie leicht es vermutlich für eine solche Person auch ist irgendwo unterzutauchen und mit dem Geld auf und davon zu sein. Nicht ohne Grund wird gerade in solchen Regionen sehr stolze Zinsen genommen. Nicht weil man als Geldanleger besonders gierig ist, sondern weil man Verluste fest einkalkulieren muss und die ehrlichen Kreditnehmer dies dann mitbezahlen müssen.

Ich will keine Meinung mit der Empfehlung über diese Kredite machen und habe auch Kredite in Georgien und auch im sogar noch landwirtschaftlich geprägteren Kasachstan. Ich bin mir aber auch vollends bewusst, dass es dort Gebiete ohne Straßen gibt in denen es Schlammlöcher gibt, die ganze Autos mal eben verschlucken können und wieso ich gerade kasachische Autokredite eher meide.

Wie immer sollte ein guter Investor sich zumindest ein Bild davon machen, wo rein er investiert. Und wer Netflix hat, sollte diese 23 Minuten einfach mal auf sich wirken lassen :)

H2
H3
H4
3 columns
2 columns
1 column
Join the conversation now
Logo
Center