Intelligente Information für die Industrie 4.0

Industrie 4.0 bedeutet Vernetzung. Diese Vernetzung hat zum Ziel, dass Maschinen und Anlagen selbständig miteinander kommunizieren und sich während der Fertigungs- oder Produktionsprozesse austauschen. Während in den letzten Jahren das Hauptaugenmerk primär auf das Zusammenwachsen der IT-seitigen Kommunikation unterschiedlicher Maschinen und Systeme gelegt wurde (wie beispielsweise durch Bussysteme und Kommunikationsstandards), rückt zunehmend die Frage nach dem Informations- und Dokumentationsmanagement des komplexen Gesamtorganismus der Maschinen in den Fokus. Relevante Informationen für Wartungs- und Servicepersonal müssen zusammen-geführt und semantisch vernetzt werden sowie herstellerübergreifend über den gesamten Maschinenverbund hinweg auffindbar und verfügbar sein.

Dokumente ad infinitum

Aufgrund der zunehmenden Komplexität der zu dokumentierenden Produkte ist die Menge an Informationen enorm angewachsen. So haben die Dokumentationen in der Branche des Maschinen- und Anlagenbaus häufig einen Umfang von mehreren tausend Seiten, die nach wie vor überwiegend in Papierform oder unflexiblen Binärformaten wie PDF vorliegen.

Dadurch sehen sich Bediener, Service- und Wartungstechniker regelmäßig mit dem Problem konfrontiert, dass benötigte Informationen zwar prinzipiell erfasst und vorhanden sind, aber deren Recherche mit massiven Zeitaufwänden verbunden ist. Gerade für Anlagenbetreiber stellt die zeitnahe Auffindbarkeit der benötigten Information in der schier endlosen Zahl an einzelnen Maschinendokumentationen ein enormes Problem dar, was beispielsweise im Falle eines mehrstündigen Produktionsausfalls bereits zu außerordentlichen finanziellen Verlusten führen kann.

Kontextbasierte „Informationshäppchen“

Aus diesem Grund wurde in jüngster Zeit damit begonnen die dokumentbasierte Auslieferung von Dokumentationen aufzubrechen, mit dem Ziel dem jeweiligen Informationsrezipienten einzelne „Informationshäppchen“ in seinem individuellen Nutzungskontext bereitzustellen. Den Schlüssel dazu stellt eine feingranulare Informations-klassifizierung mit Hilfe von Metadaten dar.

Einzelne Unternehmen haben bereits damit bekommen, kleine Dokumentation-seinheiten nach unternehmensspezifischen Metadatensystematiken zu klassifizieren und über Content-Delivery-Portale (CDP) in klassifizierter, modularer Form zur Verfügung zu stellen. Dadurch können die Nutzer des CDP von umfassenden Möglichkeiten zur Informationsbereitstellung und -filterung auf Basis der zugewiesenen Metadaten wie beispielsweise Nutzerrollen, Maschinentypen, Produktlebenszyklusphasen oder Informationsarten profitieren. (1)

Industrieübergreifender Klassifikationsstandard

Diese unternehmensspezifisch entwickelten Klassifikationssystematiken stellen jedoch bislang nur unternehmenseigene Insellösungen dar, die den Austausch und die Vernetzung von modular klassifizierten Maschinen-informationen bislang verhindern. Aus diesem Grund hat eine Arbeitsgruppe der tekom (Fachverband für technische Kommunikation) im Jahr 2016 mit der Entwicklung des intelligent information Request and Delivery Standards (iiRDS) begonnen. (2) Durch die Entwicklung des Standards soll einerseits ein standardisiertes Austauschformat für Informationen und andererseits ein einheitliches Metadatenvokabular gefunden werden, das es Informationen ermöglicht, eine gemeinsame Sprache zu sprechen.

„iiRDS definiert Metadaten in der Modellierungssprache RDF Schema. Das iiRDS-Schema beschreibt […] relevante Ressourcen und ihre Beziehungen. Damit bildet das iiRDS-Schema eine einfache Ontologie.“ (3)

Dadurch soll ein Metadatenstandard geschaffen werden, durch den Informationen semantisch vernetzt und im jeweiligen Nutzungskontext angezeigt werden können. Der noch junge Standard verfolgt das langfristige Ziel, an den momentan entwickelten Industrie-4.0-Standard „RAMI 4.0“ angegliedert und zentraler Bestand-teil der intelligenten Informationsbereitstellung der zukünftigen Industrie zu werden.


Quellen
(1) Ziegler, Wolfgang / Beier, Heiko (2014): „Alles muss raus.“ In: technische kommunikation, Nr. 6, 50–55 [URL: http://i4icm.de/fileadmin/content/HSKA/02_Publikationen/ICM/tk614_ZieglerBeier_AllesMussRaus.pdf]
(2) tekom (2017): iiRDS Specification, intelligent information Request and Delivery. Standard – Request for Comments - 20 October 2017. [URL: https://iirds.tekom.de/]
(3) Parson, Ulrike (2017): iiRDS ganz konkret. [URL: https://www.parson-europe.com/de/blog/447-iirds-ganz-konkret.html]

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