Buchzusammenfassung "Gibt es Alles oder Nichts" von Jim Holt

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Inhalt

Warum gibt es etwas und nicht nichts?
Diese Frage versucht der Autor Jim Holt im Dialog mit verschiedenen Philosophen und Wissenschaftlern zu beantworten.
Um es vorwegzunehmen, eine endgültige Antwort können wir derzeit nicht liefern.
Es gibt sehr viele Denkrichtungen und interessante Thesen.
Von dem Gedanken, dass unser Universum auf dem Rücken einer Schildkröte steht, die wiederum auf dem Rücken einer anderen Schildkröte steht,.... bis hin zur Überlegung dass es die Welt gar nicht gibt und ich der Einzige bin der existiert (Solipsismus), werden viele erdenkbaren Szenarien logisch durchleuchtet und durchdacht.

Die wahrscheinlichste aller Welten ist das Nichts. Sie ist die einfachste von allen.
Aber es ist offensichtlich nicht die Welt in der wir leben.

Die nächste Möglichkeit ist die, dass es nur ein Universum gibt. Dieses ist allerdings sehr sehr unwahrscheinlich und es stellt sich die Frage, warum unser Universum genauso feinabgestimmt ist wie es ist, damit Leben wie das unserige existieren kann.

Es muss also einen Grund dafür geben.
Dies könnte Gott sein.
Aber wo kommt dann Gott her? Gott ist angeblich sich selbst erschaffend oder grundlos einfach da. Dann könnte aber auch unsere Welt grundlos einfach da sein.
Oder es gibt eine Zeitschleife in der der Grund für unser Dasein durch z.B. eine schlaue Zivilisation an den Anfang von allem teleportiert wird.

Oder es gibt einfach keinen Grund. Wir sind einfach da. Isso (ich schreie sonst)! Dass nennt man den "Brute force" Ansatz.
Nur weil es uns nicht logisch erscheint und wir es nicht verstehen können, heißt es ja nicht, dass es nicht so sein könnte.

Es ist übrigens wahrscheinlicher, dass unser Universum unendlich groß ist, als dass es einen endlichen Raum hätte. Das liegt daran, dass eine willkürliche Zahl von der Wahrscheinlichkeit eher unendlich ist als endlich.

Laut der gängigen wissenschaftlichen Standardtheorie entstand unser Universum quasi aus einem"Plank-Schaum aus Raum und Zeit". Dort gab es eine "Blase aus gebrochener (erbrochener? :-))Symmetrie" die sich exponentiell ausgedehnt hat.
Dieses Ereignis wiederholt sich wahrscheinlich unendlich oft. Es gäbe damit wahrscheinlich unendlich viele Universen.
Aber woher dieser Quantenschaum kommt, der ja nicht nichts ist, weiß man auch nicht.

Es gibt auch eine These nach der sich unser Universum jedes Mal aufspaltet sobald ein Quantenzustand in einen realen Zustand übergeht. (Stichwort Doppelspaltexperiment und Schrödingers Katze). Damit hätte unser Universum seit seiner Existenz nahezu unendlich viele neue, leicht andere, Paralleluniversen erschaffen.

Und dennoch heißt das nicht, dass alle logisch möglichen Universen existieren würden.
Unendlich ist eben nicht gleich alles Unendlich.

Eine weitere Frage ist, ob ein Universum, in dem es kein Bewusstsein gibt, überhaupt existiert.
Auch die Frage nach unserem Bewusstsein ist wichtig. Wie kann leblose Materie Bewusstsein erschaffen?
Eine mögliche Antwort wäre, dass selbst einfachste Materie schon eine minimale Form von Bewusstsein hätte. Damit würden subatomare Teilchen es wahr nehmen, wenn sie mit anderen subatomaren Teilchen reagieren.

Da Materie sich auf Mathematik reduzieren lässt, könnte es auch sein, dass wir nur eine Art Softwareprogramm wären. Oder eine Simulation. Oder ein Traum.
Denn es ist viel wahrscheinlicher, dass aus dem Nichts ein riesiges Gehirn entsteht, anstelle eines ganzen Universums. (#Boltzmangehirn)

Mein Eindruck

Jim Holt hat einen angenehmen und humorvollen Schreibstil. Das Lesen war ein wahrer Genuss.
Meistens war der Schreibstil leicht verständlich. An den Stellen, wo er genauer werden musste, wurde er es auch, auch wenn dann der Lesefluss etwas gebremst wurde.
Jim Holt hat die Gabe, komplexe Themen in wenigen einfachen Sätzen darzustellen.
Selbst ganze philosophische Bücher hat er in wenige verständliche Sätze komprimiert.
Es gab viele Pointen und viel Neues zu entdecken.

Fazit

Dieses Buch ist sehr zu empfehlen für alle, die sich mit den philosophischen Fragen des Seins auseinandersetzen.
Für mich persönlich war es eins der besten Bücher die ich je gelesen habe.

Fünf von fünf Sternen.

Gruß, Achim Mertens

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