Die mysteriöse Burgruine Merkenstein

Liebe Leser,
ich muss Euch heuer von einer weiteren Burgruine berichten, nachdem ich schon vor ca. 1 Monat die Burg Gallenstein vorgestellt hatte. Aber dieses Mal geht es - nach langer Zeit - wieder einmal in den Wienerwald, genauer in eine Gegend südöstlich des bekannten Kurorts Baden.

Schon vom Feldweg, der in den Wald führt, ist der wuchtige Klotz der Ruine Merkenstein (nein, nicht Merkelstein!) zu erkennen.
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Ein Teil des Weges führt den Beethoven Rundwanderweg entlang. Hier soll der Komponist in seiner späteren Lebensphase bei ausgedehnten Spaziergängen Ruhe gesucht haben.
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Von der sogenannten Herrgottsbuche ist leider nur mehr ein trauriger Rest erhalten. Die gewaltige Rotbuche ist in schlechtem Zustand, und viele ihrer Äste wurde abgeschnitten, um vorbeigehende Wanderer nicht zu gefährden.
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Kaum zu glauben, dass zu Zeiten Beethovens dieser Baum schon in voller Pracht war!

Gleich in der Nähe befinden sich die "Opfersteine" - eine lose, stark verwitterte Gruppe von Gesteinsblöcken mit teilweise schalenartigen Ausbuchtungen, die früher als Kultplätze verwendet worden sein sollen (mehr von richtigen Opferschalen demnächst!).
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Auf einem der Steine ist eine Föhre gewachsen und hat sich mit einer Wurzel rund um den Stein im Boden verankert.
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Sieht man genauer hin, ist zu erkennen, dass hier vor noch gar nicht langer Zeit noch ein Ritual abgehalten worden ist!
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Je näher man Merkenstein kommt, desto häufiger werden Höhlen und bizarre Gesteinsformationen, die dazu beitragen, dass sich eine seltsame, düstere Atmosphäre einstellt, die im starken Kontrast zum lieblichen Sonnenschein steht. Hier der Eingang zur "Zwingerhöhle".
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Sie ist gerade groß genug, um wenigen Menschen (sitzend) ein Obdach zu bieten. Holzscheite liegen herum wie bereitgelegt für das nächste Feuer. Kriecht man die wenigen Meter bis zur Rückseite, verjüngt sich die Höhle auf eine nur ca. 20x40cm große Öffnung.
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Der (neben mir) einzige Besucher, vermutlich eine Mauereidechse (Podarcis muralis).
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Aber endlich weiter zur eigentlichen Burgruine. Sie ist so dicht von Wald zugewachsen, dass sie aus der Nähe nicht in einem Stück abzulichten ist.
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Dieser annähernd quadratische Burgkern aus bis zu 6m dicken Außenmauern ist nicht zugänglich. Alle Zugänge sind entweder verschlossen oder, wie hier, nicht erreichbar. Zumindest ich wollte nicht das Risiko eingehen, hier abzurutschen und mich zu verknöcheln.
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Die noch teilweise erhaltenen äußeren Anlagen sind dagegen gut zugänglich, wie üblich verwehrt nur ein Verbotsschild den Eintritt.
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Wie durch ein Wunder hat dieser Torbogen die Jahrhunderte überdauert. Die aus dem 12.Jhd. (erste sichere Erwähnung 1170) stammende Burg wurde nämlich von den Osmanen 1683 erobert und zerstört und seither nicht mehr wiederaufgebaut.
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Das Besondere an dieser Burg ist, dass sich unmittelbar darunter eine riesige Höhlung befindet, die Merkensteiner Höhle. Der Zugang ist heute leider verschlossen, bis in die 1950er Jahre war es noch eine Schauhöhle mit Exponaten, Skelettfunden, etc.
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Sie ist 72m lang und 15m hoch. Von der Burgküche gibt es einen 19m langen Schacht, über den man im Mittelalter Küchenabfälle direkt in die Höhle beförderte. Bei Ausgrabungen im frühen 20.Jhd. fand man unter der Abfallschicht Scherben aus der Römerzeit, der Eisen- und Bronzezeit, und darunter Steinwerkzeuge aus Jung- und Altsteinzeit. Die frühestens Funde sind ca. 12000 Jahre alt. Man kann sagen, dass die Höhle seit der Eiszeit bewohnt war. Ausserdem fand man Millionen von Tierknochen, auch viele Skelette aus der letzten Eiszeit, z.b. von Höhlenbären, Rentieren, Elchen, und dem Sibirischen Tiger!
Die Höhle diente aber auch als Zufluchtsstätte bei den Türkenbelagerungen 1529 und 1683 und zuletzt im 2.Weltkrieg (Quelle).

Blick durch eine Öffnung.
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Direkt neben der Burg befindet sich der sog. Turnierplatz, eine ebene Fläche, von der Manche angenommen hatten, dass er für (Ritter)Turniere gedient hatte, er war aber wohl zu klein dafür. Heute ist er komplett überwachsen und gar nicht mehr erkennbar.
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Zu einer Seite hin ist aus Natursteinen eine Mauer errichtet worden, die den Platz gegen das tiefer gelegene Gelände darunter abstützt.
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Seltsam, dass die Mauer einen Gewölbebogen beinhaltet.
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Angeblich befindet sich unterhalb des Platzes ein riesiger Raum, die sog. "Säulenhalle". Es soll 2 Menschen gegeben haben, einen Förster und seinen Mitarbeiter, die im vorigen Jahrhundert den Raum gesehen haben, sie sollen über einen Verbindungsstollen von einem nahegelegenen Brunnenschacht dorthin gelangt sein (Quelle: Bouchal&Sachslehner, Eintauchen in den Wienerwald, Styria 2021).

Ein weiteres Kuriosum ist der "Eiskeller" von Merkenstein. Hier der nicht abgesperrte Zugang von außen, der allerdings relativ versteckt gelegen ist und nur aufzufinden ist, wenn man weiß, wonach man sucht.
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Über einen ca. 8m langen Gang gelangt man...
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... zur kreisrunden (ca. 3m Durchmesser) Kammer des Kellers.
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Blick nach oben zur Öffnung, durch die man das Eis eingefüllt hatte. Die Symmetrie des Gewölbes und der Erhaltungszustand sind bemerkenswert.
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Der Eiskeller gehörte nicht zur Burg, sondern zum nahegelegenen Schloss Merkenstein und stammt vermutlich aus dem frühen 19.Jhd. Damals baute man, in Ermangelung von Kühlschränken, solche Erdeiskeller, um den Kühleffekt der Erde zu nutzen. Eisblöcke von nahen Teichen zerkleinerte man und füllte damit den Keller zu. Das Eis schmolz nur langsam, sodass sich Lebensmittel und Fleisch kühl lagern liessen. Die meisten dieser Eiskeller sind in der Zwischenzeit längst verfallen und zerstört, daher ist dieser eine ziemliche Rarität.

Auf dem Rückweg bekam ich noch diesen hübschen Vogel zu Gesicht. Was für einer könnte das sein? Wer weiß es?
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all pics by @stayoutoftherz

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