Anarchie, ein Traum für Dumme oder Optimisten?

Du, Mitte 40, stolzer Hausbesitzer, Vater von zwei tollen Kindern und einer wunderschönen Frau an deiner Seite.
Wachst eines schönen Tages auf, es ist Sonntag weswegen deine Frau nicht neben dir liegt sondern bereits aufgestanden ist um Frühstück zu machen.
Es duftet herrlich nach Kaffee und Brötchen, die Sonne scheint durch die Fenster.
Deine Kinder schauen erst vorsichtig um die Ecke ob du schon wach bist und springen sogleich aufs Bett um dich liebevoll in den Tag zu rufen.
Ihr kuschelt eine wunderbare Zeit lang und deine Kinder erinnern dich an den heutigen Ausflug.
Was sie zwar nicht müssten weil du ganz genau weißt was geplant ist, was die kleinen auch wissen aber die Vorfreude macht sie aufgeregt.
Deine Frau mit ihrer engelsgleichen Stimme und dem stets beruhigenden Ton ruft euch.
Ihr macht ein Wettrennen daraus wie immer und du lässt deine Schätze wie immer gewinnen.
Deine Frau schenkt dir einen liebevollen Kuss und ihr schönstes Lächeln, du dankst innerlich jedem Gott aller Welten für euer Leben und setzt dich.

Es klopft an der Tür, ein energisches, lautes Klopfen von der Art welche sofort vermuten lässt das es sich um etwas sehr wichtiges handeln müsse.
Du zeigst deiner Frau mit einem Blick das du aufmachst.
Ihr habt euch schon immer wortlos verstanden.
Nicht gesagt aber getan öffnest du die Haustür und weißt sofort das ALLES vorbei ist.

Zehn Uniformierte stehen mit Gewehr im Anschlag da und geben dir unmissverständlich zu verstehen das du rein garnichts machen kannst was ihnen missfallen könnte.
Sie sagen zwar nichts aber dir ist es genauso bewusst wie ihnen.
Du schluckst kurz und fragst ob alles ok ist oder es irgendwelche Probleme gibt, plötzlich wird es stockdunkel und still.

Du wirst erneut wach, hast also anscheinend geschlafen.
Nicht ganz denn dein extrem schmerzender Unterkiefer sowie die hämmernden Kopfschmerzen sagen dir das du bewusslos gewesen sein musst.
Alles ist verschwommen und du bekommst kaum deine Augen auf.
Deine Kinder und deine Frau sind die unmittelbar darauffolgenden Gedanken.
Wo, wie, was willst du fragen, kannst es aber nicht da du nicht nur an einen Stuhl gefesselt bist sondern obendrein auch noch einen Knebel im Mund hast.
Du schmeckst Blut und Leder.

Jetzt bist du schlagartig Herr deiner Sinne und erkennst das du dich im Gemeindesaal deines Ortes befindest.
Jede größere Feier der letzten Jahre hat hier stattgefunden.
Aber dein unfreiwilliger Besuch hier und heute hat so rein garnichts feierliches.
Ganz im Gegenteil.
Dir wird klar das der Gemeindesaal heute eher einem Gerichtssaal ähnelt, was er auch ist.
Vor dir sitzen in einiger Entfernung fünf Männer in Uniform.
Du kennst die Uniformen, sie waren das letzte was du gesehen hast bevor dir dein Kiefer mit einem Gewehrkolben zertrümmert wurde.
Du erinnerst dich und kennst auch die fünf Männer, sehr gut sogar.
In der Mitte thront der stämmige Sohn vom Bürgermeister beidseitig flankiert von vier deiner Nachbarn.
Was soll der Scheiß willst du rufen.
Die Schmerzen und der Knebel hindern dich sodass dir nur ein jämmerliches röcheln bleibt.
Du blickst dich soweit es geht um und erkennst noch mehr Einwohner des Ortes indem du von Geburt an lebtest.

"Er ist wach! Es kann losgehen!" schallt es von der Seite.
"Angeklagter, wir haben dich für schuldig befunden!" donnert dir der Sohn vom Bürgermeister entgegen der anscheinend die Richterposition übernommen hat.
"Du hast dich über die Gesellschaft gestellt, warst unkooperativ und nun wird dir das zum Verhängnis, du kannst nichts dagegen tun, das Urteil steht fest! Der Tod!"
Er sagt das so kalt so bösartig so endgültig das es stimmen muss.
Deine zwei Kinder und das Lächeln deiner liebevollen Frau füllen alle deine Gedanken aus.
Du bist so unendlich hilflos wie kein Mensch jemals zuvor und weinst wie noch kein Mensch geweint hat.
Was hab ich getan fragst du dich, wo sind meine Kinder meine Frau, wo nur, wie geht es ihnen, leben sie, warum tut ihr das...
Das nächste und letzte was du jemals hörst ist das durchladen einer Waffe unmittelbar hinter dir.
Es wird dunkel. Endgültig.

Das ist nur eine Version von Anarchie wie ich sie mir vorstelle.
Ja vielleicht etwas düster aber sind wir Menschen denn nicht so?
Es wird immer jemanden geben der sich über andere stellt.
Es wird immer jemanden geben der sich seinem Schicksal ergibt und einfach nur mitmacht.
Es wird immer jemanden geben der nicht will aber muss.
Und es wird immer jemanden geben der nicht muss aber will.

Kann Anarchie funktionieren, hat sie jemals funtioniert?
Ich glaube nicht, lasse mich aber sehr gern eines besseren belehren!

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