Die zweite Welle - Was tun?

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Im Jahr 1966 wurde das soziale Experiment „The Third Wave“ abgehalten, dass anschließend in dem Schulklassiker „Die Welle“ 1981 aufgearbeitet wurde. Eine Schulklasse beschäftigt sich mit der Frage wie Faschismus eigentlich funktionieren kann und es stellt sich heraus das der erhobene moralische Zeigefinger fehlplatziert ist, da der Mensch in seiner Natur solchen Ideen positiv zugewandt zu sein scheint. Ja, würde ich in der richtigen Zeit aufgewachsen sein, wäre ich vermutlich auch kein Deut besser gewesen als meine Großeltern. Stimmen die richtigen Rahmenbedingungen, kann man sehr tief in der menschlichen Seele hinabsteigen.

Was uns die Dritte Welle bringt, kann ich nicht sagen. Momentan warten wir ja eher noch auf die zweite Welle. Zeit sich heute einmal ein wenig damit auseinander zu setzen und einen Blick darauf zu werfen, was dies eigentlich für uns als Investoren zu bedeuten hat.

Zunächst einmal eine Klarstellung, da gerade hier auf Hive es sehr viele „Corona“-Leugner zu geben scheint. Ich gehöre ganz klar zu der Fraktion, die sich sehr sicher ist, dass man Corona sehr ernst nehmen sollte und darin auf mehreren Ebenen einer der größten Gefahren unserer Zeit liegt. Wie man damit dann am Ende umgehen sollte, ist in der Tat eine Sache, die wir gesellschaftlich diskutieren müssen. Der aktuelle Spagat ist aus meiner Sicht nur teuer und gleichzeitig sehr ineffektiv.

Da wundert es nicht, dass viele Menschen scheinbar gar nicht verstanden haben, was Anfang des Jahres eigentlich passiert ist. Für einige scheint dies ja eher nur ein bezahlter Urlaub gewesen zu sein mit dem man seinen Garten auf Vordermann bringen zu können. Als einer der in der Zeit die Fahnenstange hochhalten musste, kann ich nur sagen, dass ich langsam ein wenig müde werde und auch sauer, wenn ich sehe, wie sehr einige Hygiene-Regeln am Arsch vorbei gehen.

Denn der Lockdown ist historisch gewesen. Wir sind die erste Generation, die sich dazu entschieden hat einer Krankheit nicht gewähren zu lassen und uns vor Älteren und Kranke zu stellen um diese zu schützen. Keine Generation vor uns hat dies je auch nur versucht, sondern die Lage einfach auszusitzen. Dies ist nur auf Grund des technischen Fortschritts möglich den wir als Menschheit erbracht haben.

Dafür das wir momentan einer der schwersten Wirtschaftskrisen seit der großen Depression durchmachen, halten wir uns ganz gut. Jeder von uns hat die Bilder vor Augen wo abgemagerte Gestalten vor den Suppenküchen stehen, weil sie auf Grund von Arbeitslosigkeit sich nicht mehr selbst versorgen können. Dagegen ist Kurzarbeit schon luxeriös. Und würde ich meinen Enkeln Bilder von heute zeigen, würden sie mich am Grill sehen wie ich ein robusten Stück Steak bruzel, traurig reinschaue, weil das Brot gerade ausverkauft war. Ein schweres Schicksal!

War der Lockdown sinnvoll? Ich bin ganz ehrlich. Obwohl ich Risikogruppe bin, weiß ich nicht, wie ich mich in der Politik in der Lage entschieden hätte. Fakt ist, dass wir uns dafür entschieden haben und den Weg nun auch konsequent zum Ende gehen sollten. Sonst schmeißen wir Geld raus und erreichen am Ende doch nichts.

Viele Bürger tun momentan so als wäre die Krise durch. Lockdown ist aufgehoben und damit ja alles gut. Leider ist dem absolut nicht so. Bereits im Mai habe ich vor einer zweiten Welle gewarnt, die für mich so sicher wie das Ahmen in der Kirche war. Menschen fahren im Sommer in den Urlaub und kommen mit einem Souvenir wieder zurück. Ich bin nicht naiv und glaube wirklich, dass man alle Infektionsketten kennt. Es gibt auch immer ein paar dunkele, die sich still und heimlich verbreiten und je mehr die Menschen sich durchmischen, umso größer wird der Effekt.

Dazu kommt eben die kalte Jahreszeit bei der Menschen naturgemäß wesentlich dichter beeinander sind und somit eine größere Infektionswahrscheinlichkeit damit einher geht. Und zu guter Letzt natürlich eben auch eine damit einhergehende Müdigkeit, die man selbst merkt und auch natürlich ist, da man einen unnatürlichen Zustand nicht langfristig aufrechterhalten kann… zumindest nicht ohne entsprechende Energie.

Wie bestellt steigen nun die Infektionszahlen wieder stark an. Bei uns in Deutschland können wir uns noch glücklich schätzen, sollten aber nicht der Arroganz verfallen, dass wir besser als andere Länder mit der Lage umgehen. Es ist am Ende einfach nur Glück.

Für viele ist der Lockdown aber eben mental durch. Wir haben die Geldpresse angeschmissen und damit mal eben den Spaß bezahlt. Ganz so einfach ist es aber eben nicht. So wurde die staatlich angeordnete Insolvenzverschleppung eben auch nur bis Oktober geschleppt und wird jetzt anfangen seine Wirkung zu entfalten. Dabei haben die Medien auch wieder unzureichend informiert, da der Eindruck entstand, dass Unternehmen in der Krise nicht pleite gehen könnten.

Der Schutzschirm griff aber nur bei knapp 20% der Unternehmen überhaupt. Der Rest wird wohl ein Fall für die Gerichte werden. Genauso die Hilfsmaßnahmen für Kleinstunternehmen, die so mancher dafür genutzt hat sich persönlich über Wasser zu halten und eben nicht zu dem eigentlichen Zweck dem Arbeitsplatzerhalt genutzt wurde. Sei es durch fehlendes Geld oder der falschen Einsetzung, wir werden sehr viele Pleiten in den nächsten Monaten sehen.

Dies gepaart mit den steigenden Infektionen ist eine sehr ungünstige Kombination. Höre ich Leute, dass man halt einfach einen zweiten Lockdown machen könnte, dreht sich mir der Magen um. So etwas würde der Wirtschaft endgültig den garaus machen. Auch Forderung danach einfach 2 Wochen lang einen vollständigen Lockdown zu machen, das Virus auszurotten und danach normal weiter zu machen, geht an der Lebensrealität eindeutig vorbei.

Der Plan war halt den exponentiellen Anstieg (teuer erkauft) zu bremsen und nun durch die zweite Welle sich irgendwie durch zu schleichen. Wer trotzdem unter Freunden immer noch Küsschen verteilt, torpediert dies jedoch und spielt somit fahrlässig mit der Wirtschaft.

Was tun wir nun aber als Investor? Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass das Jahr 2020 nicht besonders gut sein wird. Fast 1/3 der Dividenden sind eingebrochen und ich bin froh am Ende das Niveau von 2018 zu halten. Wird es nun aber schlimmer, wird das Ergebnis von 2021 dagegen aussehen wie ein e Apokalypse.

Ist es also Zeit sein ganzen Wert zu verkaufen? Das kann niemand so genau sagen. Ich bleibe meiner Strategie treu und bleibe voll investiert. Als Eigenkapitalanleger ist man die Bismark unter den Investoren und die schwimmt vielleicht auf dem Wasser doch halbwegs akzeptabel. Also Duck&Cover und hoffen, dass alles irgendwann wieder vorbei ist.

Trotzdem habe ich bereits vor Monaten meine Strategie angepasst und einen Teil der monatlichen Investitionsrate in die Kriegskasse eingezahlt. Denn wo es Leid gibt, da wird es auch gute Kaufmöglichkeiten geben. Da möchte ich natürlich dann auch mit dabei sein um wenigstens einen Teil der Verluste zu decken. Üblicherweise gehöre ich ja zu den Leuten, die nur eine sehr geringe Cashquote haben und dann traurig zusehen müssen. Dies soll diesmal anders sein.

Die zweite Anpassung ist, dass ich meine Goldquote verdoppelt habe. Ich versichere mich also gegen Währungsschwankungen und Inflation stärker. Denn egal was nun kommen wird und wie man es lösen wird, es wird nicht gut für Bargeld sein. Wer länger hier dabei ist weiß, dass ich alles andere als ein Goldbug bin.
Gold ist für mich wertloses Metal. Ich kann mich nicht an seinem Glanz erfreuen, es arbeitet nicht für mich, es wirft keine Zinsen ab und ist in der Handhabung wesentlich komplexer als ein Wertpapier. Aber ich bin Händler genug, dass ich es als Wert akzeptiere, wenn der Rest der Welt es eben auch tut. Aktuell bin ich bei einer Quote von 1,8% und verdoppel meine Anstrengungen.

Manch einer wird dort lachen, da mein Ziel von knapp 5% bei einigen soweit unten an der Skala ist, dass es schon fast lachhaft wirkt. Aber ich bin eben kein Freund davon und sehe gleichzeitig eine stärkere Notwendigkeit darin.

Das die zweite Welle kommt ist für mich ein Fakt. Ich hole also das Segel ein, weil ich keine Fahrt aufnehmen will und sorge dafür, dass alles gut vertaut wird. Wenn der Orkan über einen rüber zieht, soll so wenig wie möglich eingerissen werden. Ich steuere aber eben auch nicht einen sicheren Hafen an oder versuche das ganze zu umfahren, sondern halte den bisherigen Kurs. Halt nur in Slowmotion und wesentlich defensiver.

Dazu gehört eben auch, dass ich bei Investitionen momentan ausschließlich über Sparpläne arbeite und (bi-)monatlich nachkaufe. Wann die Welle da sein wird, dass weiß ich nicht. Ich versuche es aber auch gar nicht erst zu Timen.

Wenn sie da sein wird, wird man dies auch sehen und dann wird bei entsprechenden Discount ein wenig nachgekauft. Im März habe ich dies bereits beim NASDAQ100 und Blackrock gemacht und damit meine besten Positionen für dieses Jahr im Portfolio.

Tritt dann doch der beste aller Fälle ein und das Corona-Virus mag Kälte nicht und löst sich in Luft auf, dann hat man zwar etwas Zeit verloren, kann den Kurs aber wieder schnell aufnehmen und hat auch noch ein paar Reserven an Bord.

Am Ende will ich noch ein paar Worte an die Neuinvestoren der letzten Jahre richten. Ich selbst werbe ja immer sehr stark dafür, dass man sich gerade als junger Mensch aktiv an der Börse einbringen sollte. Wer diesem Rat gefolgt ist, hat 2020 kein gutes Jahr gehabt. Lasst Euch nicht aus der Ruhe bringen und haltet durch. Ihr gehört zur glücklichen Generation jener, die eine Krise hautnah miterleben dürfen und nicht nur aus den Büchern kennen. Das mag Zynisch wirken, aber es ist besser so etwas am Anfang des Investorenlebens zu durchleben als am Ende ;)

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