John Lennon, Küchenflügel und Schlüsselbrett? - Passt nicht!

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Passt doch! Wieso, verrate ich Dir.

Eine andere historische Reise von Sphynx, Pyramide, Kristallen, Küchenflügel, John Lennon, den Olympischen Spielen 2008 und dem Schlüsselbrett...

Wie alles began


Hier in Rom, also genauer im antiken Rom, hat nämlich mal ein schlauer Grieche Namens Ktesibios so zu sagen die Ur-ur-ur-ur-Großmutter eines sehr beliebten Musikinstrumentes erfunden. Diese Ur-ur-ur-ur-Großmutter war eine Wasserorgel und somit war soetwas wie eine Tastatur geboren.

Grundsätzlich gibt es eine Menge an Vorläufern des heute bekannten Klaviers. Denn es ist nicht nur ein Tasteninstrument, sondern auch ein Saitenklinger. Und eben solche Saitenklinger gab es schon lange vor diesem Grieche, der Bock auf Tasten hatte - und der Typ war Mathematiker.

Die Harfe wäre zum Beispiel solch eine sehr weit hergeholte Verwandte Saitenklingerin.

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Dennoch ist aber selbst die Hydraulikon (Wasserorgel) noch weit entfernt von so einem Klavier, denn es waren ja nur gerade mal die Tasten geboren und die Kombinationen zwischen Tasten, Saiten, Frequenz und Lautstärke mussten noch erfunden werden.


»Das Beschwerliche am Klavier ist, dass sich jede gute Note zwischen zwei schlechten befindet.« – Arthur Schnabel


Das ging los mit dem Ziehen der Drahtsaiten, was um das Jahr 1350 geschah. Die Tasten und Saiten wurden dann etwa im 15. Jahrhundert kombiniert und zwar in einem Clavichord. Bei diesem Instrument ist es erstmals so, dass die Saiten nicht gezupft oder gestrichen wurden, sondern angeschlagen mittels Tasten. Und dafür hatte jede Taste eine eigene Saite. Der Klang war wahrlich nicht der Farbigste und wirklich geeignet für die Masse war es auch nicht, denn es war furchtbar leise.
Auch das Clavichord hat Verwandte, und zwar den Cembalo. Doch beim Cembalo hat die Taste, die dazugehörige Saite gezupft. Was wieder vom Klavier abweicht.

Für die Frequenz sorgte dann Galileo Galilei, in dem er zeigte, dass die Länge, Masse und die Spannung zusammenhängend für den Klang sind. Die Formel dazu brachte dann später Brook Taylor - die Taylorsche Formel.

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Cembalo
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Wie das Klavier geboren wurde

Doch gerade jemand, der solche Cembalos baute, brachte im Jahr 1709 den Hammerschlag. Bartolomeo Cristofori erfand die Hammermechanik und baute das in eines der ersten Klaviere ein, dem Piano e forte.

So ein Hammerflügel steht ebenso in Rom, im Nationalen Musikinstrumentenmuseum, und ist durchaus mit dem Klavier vergleichbar. Nach 20 Hammerflügeln hatte Cristofori scheinbar keine Lust mehr drauf und der deutsche Orgelbauer Gottfried Silbermann kümmerte sich anschließend maßgeblich um die Weiterentwicklung des wunderbaren Instrumentes.

Die großen Komponisten und Musiker des 18. Jahrhunderts interessierten sind eigentlich erstmals gar nicht richtig für das ganze, Damals neumodische Zeug. Wer als erster wirklich Interesse an einem Hammerflügel von Silbermann hatte, war Johann Sebastian Bach. Doch auch er konnte nicht den Durchbruch von Hammerflügeln erzielen. Erst durch seine Söhne Christian Bach in England und Carl Philipp Emanuel Bach in Deutschland wird es als ein Soloinstrument wertgeschätzt.

Deutschland war bis 1760 Marktführer im Bau der Hammerflügel, bis Silbermann starb und der Siebenjährigen Krieg Silbermanns Werkstätte zerstörte. Die dort ausgebildeten Klavierbauer siedelten nach England um und Dank dessen entstand dort wohl die bekannteste und älteste Klavierbauer-Firma Broadwood & Sons, welche damals schon von dem 9 Jahre altem Mozart besucht wurde.

Von Pyramide über Küchenflügel zu John Lennon


Seit Silbermanns Hammerklavieren (1725) wurden einige Abkümmlinge gebaut, wie zum Beispiel Tafelklaviere, Tangentenflügel oder Orgelklaviere. Dennoch waren diese nur eher kurzlebig und konnten sich nicht wirklich als dauerhaftes Soloinstrument durchsetzen.

Stattdessen war ein Schüler Silbermanns eher daran interessiert, den Hammerflügel platzsparend zu konstruieren. Schließlich stellt dieser Schüler Christian Ernst Friederici im Jahre 1745 aufrecht und nennt diesen, an der Wand entlang ragenden, Flügel Pyramide. Doch von dem heutigen Klavier ist das auch weit entfernt, denn die Saiten eines Flügels ziehen sich vertikal und die eines Klaviers horizontal.
Der wohl naheste Verwandte des heute modernen Klaviers war wohl das 1811 gebaute Pianino von Robert Wornum. Seit dem perfektionierte er seine Bautechnik und den Klang.

Den Küchenflügel baute 1836 ein Mann, eben in seiner Küche, dessen Name wohl die heute teuersten Flügel verkauft. Von Deutschland in die USA ausgewandert, gründete Heinrich Steinweg 1853 in New York mit seinen Söhnen die Firma Steinway & Sons. Ab 1880 auch in Hamburg vertreten.

  • Der bekannteste Steinway Flügel ist wohl das Modell Z, welches für 30.000 Mark in Hamburg von John Lennon gekauft wurde und er darauf eines seiner berühmtesten Lieder »Imagine« komponierte. (Gekauft von Wham! Frontmann George Micheal für 1.67 Millionen £)
  • Für 1.17 Millionen $ baute Steinway den wohl teuersten Flügel ihrer Laufzeit - "Sound of Harmony". So genannt wurde er von seinem Besitzer, einem Kunstsammler und Immobilien-Tycoon aus China, Guo Qingxiang.
  • D-274 (nein, es hat nichts mit Starwars zu tun) ist wohl der größte, berühmteste und meistverwendete Konzertflügel der Welt und mit teilweise 500 kg auch das Schwerste. Die Preise fangen für die kleineren Modelle ab 300.000 $ an.

»Ein Klavier soll ein Freund sein, das heißt ein Vertrauter, der unsere Wut hinnimmt.« – Félix Leclerc


Das hat noch mehr Potenzial


In der Tat! 1853 war das Jahr der Firmengründungen der Flügelbauer. Neben Steinway & Sons aus New York, gesellte sich auch Blüthner in Leipzig und Bechstein in Berlin als Pionierreiter der Flügel und Klaviere. Doch Bechstein bleibt bis heute berühmt.

Blüthner baute extra einen Flügel aus Aluminiumteilen für das Luftschiff LZ 129, die Hindenburg. Den Absturz hat dieser Flügel aber überlebt, denn Blüthner hatte ihn vorher schon in sein Werk in Leipzig zur Ausstellung platziert. Erst beim Luftangriff 1943 wird der Flügel zerstört.

Das Meisterwerk der Meisterwerke kommt aus dem Hause Bechstein und ist auch geschätzte 1 Million € wert. Das Modell 212 erfüllt sämtliche Ansprüche eines professionellen Pianisten und ist nur mit 24 Karat teilweise vergoldet. Das Modell wird Sphinx Flügel genannt und sieht wunder-wunderschön aus! Ein Traum jedes Klavierspielers.

Doch das durchaus teuerste Flügelmodell der Welt kommt aus dem Hause Heintzman & Co. Ltd und ging für eine Rekordsumme von 3.2 Millionen $ vom Tisch. Gebaut wurde dieser extra für die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Warum der so teuer ist? Weil er zum Teil aus Kristall besteht.

Es gibt aber auch durchaus hässliche Modelle wie Zebra-Look oder Galaxy-Piano. Scheinbar sollen die den Luxus verkörpern. Aber also naja - ich weiß nicht!


»Da wo die menschliche Sprache aufhört, fängt die Musik an.« – Richard Wagner


Und das Schlüsselbrett?


Also wenn Du schon bis hier her gekommen bist, mit dem Lesen (an dieser Stelle ein kleines Danke!), dann hast Du sicherlich oft 'Clavi' gelesen.
Das leitet sich - was auch sonst - aus dem Lateinischen ab und übersetzt heißt es Schlüssel. Im Mittelalter nämlich war es üblich, Notenschlüssel oder Tonbuchstaben auf das Brett/Taste zu schreiben. Sinngemäß blieb diese Art der Nennung nur im Englischen als Keyboard. Und das Wort Klavier leitete sich aus Clavis, über Umwege, auch aus dem Französischen ab.

Getrieben davon, ein Stück perfekt zu erlernen, versinke ich in Konzentrazion. Für die richtige Nuance, für den richtigen Rhythmus und die Eleganz der Interpretation, beherrsche ich meine Hände koordoniert und dabei lese ich die Partitur.
Wenn ich anfange, die Tasten des Klaviers zu spielen, vergeht die Zeit wie in rasender Schnelle! Warte ich aber auf das kochende Wasser für die Nudeln.... na den Rest kannst Du Dir selber denken. Voraussgesetzt, Du kochst (;

Zum Klavierspielen musst Du keine Noten lesen können. Du musst lediglich ein gutes Gehör haben und einwenig Vorliebe für Musik und Rhythmus. Wenn Du dann noch Lust und Zeit mitbringst, kannst Du genauso gut ein Klavierstück erlernen, wie jeder andere Mensch, der Noten lesen kann und sein Instrument beherrscht.

Also träumst Du noch, oder klimperst Du schon? (:

Ich hoffe meine kleine Reise hat Dir ebenso Spaß gemacht wie mir! Natürlich gibt es noch viel mehr berühmte Klavierbauer wie Schimmel, Baldwin, Kawai uvm. Aber irgendwo muss Frau ja Abstriche machen.

Ein wunderschönes Wochenende noch!


Bis bald,

Variola ✾


Da ich einwenig recherchieren musste, nachfolgend die Quellen:

Geschichtliches und Entwickling:
piano-e-forte.de
sim.spk-berlin.de
music2me.de
Klavierbauer:
Broadwood
Steinway & Sons

Bilder:
Titelbild ist ist von mir und meinem Kawai mit einem Iphone 6s fotografiert

© Hydraulikon via Wikimedia / CC0 License
© Chlavichord via Wikimedia / CC0 License
© Cembalo via Wikimedia / CC0 License

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