Deutsche Unbedingtheit

Passend zu Verantwortungsethik vs. Gesinnungsethik noch mal ein sehr schönes Textzitat aus dem aktuellen Cicero.

Im Cicero-Foyergespräch zwischen Andreas Rödder und Michael Kretchmer, wird Herr Rödder gefragt, woher dieser Drang zum Moralisieren kommt. Darauf antwortet er:

[...] Das Problem aber ist moralische Verabsolutierung. Das heißt, die eigene Moral absolut zu setzen und die andere nicht zu akzeptieren. Das ist antipluralistisch, das ist undemokratisch – und es ist auch ziemlich deutsch. Es gibt eine deutsche Unbedingtheit, die in der kleinen Anekdote von der Wanderung zum Ausdruck kommt, die der junge Wilhelm Furtwängler mit seinem Hauslehrer, dem Archäologen Ludwig Curtius, unternahm. Als Curtius sagte, dass er die Frömmigkeit der „h-Moll-Messe“ höher schätze als die der „Missasolemnis“, entgegnete ihm Furtwängler: „Wenn du so denkst, können wir nicht weiter zusammen wandern.“ Diese deutsche Unbedingtheit reicht offenkundig bis zum Kirchentag in Dortmund.

Diese deutsche Unbedingtheit ist tatsächlich spezifisch deutsch. Es macht traurig, dass wir deutschen es als Gesellschaft einfach nicht lernen Grautöne zuzulassen. Gerade auch in Europa ist, es wieder gut zu sehen. Wir sind die Geisterfahrer in der Europäischen Union. Statt nun die Richtung zu ändern, beschweren wir uns, dass alle anderen falsch fahren.

Wir erklären unsere eigene Irrlichterei zur Tugend. Dabei sind die Zeiten, in denen am deutschen Wesen die Welt zu genesen hat, nun wirklich längst vorbei.

Dieser Post erschien zuerst auf sniemeyer.de

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