Ich habe eine 60km Fernwanderung im Winter gemacht


Einmal halb um den See in 12h

Ich bin ein recht großer Fan von austesten der eigenen körperlichen Grenzen. Ein paar Mal im Jahr suche ich mir irgendeine Herausforderung, die ich so noch nicht gemacht habe. Dieses Jahr war es schon im Jänner so weit. Ich habe durch Zufall von der Veranstaltung Think Extreme gehört: 24stundenburgenland.com


Den Hinweis der Bezeichnung „24 Stunden“ die man in der URL findet kann man wörtlich nehmen. Es handelt sich um eine Wander/Lauf-Veranstaltung wobei die längste Version der Strecke 120km lang ist. Wenn man von einer typischen Gehgeschwindigkeit von 5km/h annimmt, dann geht man somit ohne Pause 24h durch. Ich habe mich jedoch nur für die 60km angemeldet, da ich noch nie komplett allein im Winter eine Fernwanderung gemacht habe. Ich wollte auf Nummer sicher gehen.

Der Weg - Die Verpflegung

Die Strecke ging rund um den Neusiedlersee. Dies ist der größte See Österreichs (der österreichische Anteil am Bodensee ist sehr gering) und ragt bis in das ungarische Staatsgebiet. Er liegt im Osten von Österreich und ist knapp 50min mit dem Auto von Wien entfernt.


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Die eigentliche Wander/Laufstrecke war in die Längen 120km, 90km und 60km unterteilt. Die ganze Runde um den See entsprach den 120km. Dafür wurde man auch drauf hingewiesen einen Reisepass einzupacken, da man ja hierbei ein Stück durch Ungarn ging.


Damit man nicht für 24h Verpflegung einpacken muss gab es alle paar Stunden eine Pausenstation wo man Tee nachfüllen konnte und selbstverständlich auch Essen in Form von Obst, Süßem oder gar warmen Speisen bekam. Diese Stationen waren auch teilweise um 3 Uhr in der Früh noch besetzt. Die Organisation war vor Ort schon recht gut. Das sollte jedoch auch so sein, immerhin hat das Startticket relativ viel Geld gekostet.


Wie ging es mir dabei?

Ich war beim Start (09:30 in der Früh) sehr motiviert. Es war zwar mit -2°C nicht unbedingt warm, doch die Stimmung war mit den zahlreichen Teilnehmern toll und anregend. Die ersten 10-15km vergingen rasend schnell. Der kalte Wind peitschte mir zwar regelmäßig mit ungefähr 40-50km/h ins Gesicht, sonst war der Weg aber recht schön. Vor allem der zugefrorene See bzw. die dutzende Teiche glitzerten im Sonnenschein wirklich traumhaft.

Quelle

Jedoch spätestens nach 35km war die Motivation weit entfernt vom Höhepunkt. Ich dachte nur noch an die Freude bzw. Erlösung, die ich beim Ziel fühlen würde, um mich so weiter dazu zubringen stur weiterzugehen. Generell machte ich nie richtige Pausen, das längste waren Stops für ca. 10min um ja nicht aus dem Rhythmus zu kommen. Als dann um 17:30 das letzte Sonnenlicht verschwand und man nur noch den kleinen Fleck am Boden, den die Stirnlampe erhellte erkannte, war auch die zusätzliche Motivation der schönen Umgebung weg. Und es wurde noch kälter. Stunde für Stunde sah man weniger Teilnehmer im eigenen Blickfeld.

Die letzten zwei Stunden bzw. 10km waren dann wirklich schlimm. Natürlich denkt man so kurz vor dem Ziel nicht mehr konkret an aufgeben, aber die Kraft voll gas weiter zu gehen war auch nicht mehr da. Ich war recht verwundert das meine Füße so stark schmerzten. Ich bin zwar zuvor noch nie 60km am Stück gegangen, doch Fernwanderungstage mit 30km hatte ich schon einige, und dabei hatte ich nie Schmerzen. Es lag wohl an meinen recht klobigen Wanderschuhen, normale Laufschuhe wären die bessere Wahl gewesen. Der größte Teil der Strecke war sowieso asphaltiert, jedoch wusste ich das zuvor nicht.

Erst als ich erkannte hatte, dass ich nur noch ungefähr 30min bis zum Ziel gehen musste, war die Motivation zurück. Vor allem da ich wusste das ein Freund von mir schon auf dem Weg war mich mit dem Auto abzuholen. Er war an diesen Tag mein persönlicher Held, da er extra den Weg von Wien zum Neusiedler See nur für mich gefahren ist. Das Ziel gab mir dann ein Gefühl purer Erleichterung und Freude. Ich war, trotz des phasenweise vorhandenen Jammerns, sehr zufrieden über mich und meine Leistung. Ich hatte nur knapp über 11h gebraucht. Jedenfalls freue ich mich schon nächstes Jahr die 90km zu gehen.



Quelle

Wie ist das bei euch?

Testet ihr eure persönliche Grenzen auch aus? Wenn ja, wie/wann/wieso? Oder hält ihr solche Unternehmungen bescheuert und dämlich? Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen.

Wenn ihr diesbezüglich ähnliche Events kennt, egal ob in Deutschland, Österreich oder sonst wo auf der Welt dann schreibt mir bitte einen Kommentar. Ich bin ein wenig auf den Geschmack gekommen!

@k3lda -> Jetzt weißt du was ich gemeint habe ;)

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