Recht einfach #4: Warum es in vielen Krimis gar keinen Mörder gibt

Besonders Krimifans können hier Wissen lernen, das sie beim nächsten Tatort und Co. anwenden können!

Der typische Ablauf eines Krimis: der Täter bringt einen anderen um und daraufhin sucht jemand (z.B. die Polizei) den Mörder.

Aber das ist oft falsch! In vielen Fällen handelt es sich bei dem Täter eben nicht um einen Mörder! Eigentlich wollte ich euch an dieser Stelle den Unterschied zwischen Mord und Totschlag erklären, aber das hat @theobaldjoachim bereits hier gemacht.

Daher fasse ich es hier nur kurz zusammen, wie es strafbar sein kann, wenn man einen anderen Menschen umbringt:

Tötungsvorsatz + Mordmerkmal = Mord
Tötungsvorsatz ohne Mordmerkmal = Totschlag
Fahrlässigkeit (kein Vorsatz) = Fahrlässige Tötung

Die Abgrenzung "geplant = Mord" und "im Affekt = Totschlag" ist daher falsch!

Um in einem Krimi feststellen zu können, ob der Täter wirklich ein Mörder ist, müssen wir also überlegen, ob ein Mordmerkmal vorliegt. Ich werde euch daher die einzelnen Mordmerkmale nennen, erklären und mit einem Beispiel versehen, das es auch in einem Krimi geben könnte:

  • Mordlust

Dabei muss es dem Täter gerade darum gehen, einen anderen Menschen sterben zu sehen. Typischerweise kommt es dem Täter nicht auf das konkrete Opfer an.

Beispiel: Der Serienkiller, der einfach Spaß an der Vernichtung von Menschenleben hat.


  • Befriedigung des Geschlechtstriebs

Der Täter muss sich durch die Tötung oder an der Leiche sexuell befriedigen.

Beispiel: Erspare ich euch. Ist auch ziemlich selbsterklärend.


  • Habgier

Habgier setzt Gewinnstreben um jeden Preis voraus, sogar wenn der Preis ein Menschenleben ist. Das ist in Krimis ein sehr häufiges Motiv.

Beispiel: Der Sohn bringt seinen Vater um, um zu erben.


  • Sonstige niedrige Beweggründe

Das ist das schwierigste, da unbestimmteste Mordmerkmal. Motive müssen verachtenswert sein und auf tiefster Stufe stehen. Natürlich ist jede Tötung eines anderen Menschen schlimm, hier muss aber noch ein zusätzlicher Faktor dazukommen.

Beispiele: Tötung aus Ausländerfeindlichkeit oder Blutrache oder Tötung von unbeteiligten Zivilisten (z.B. bei einem Terroranschlag); Nicht dagegen: Tötung der Ehefrau aus Verzweiflung, weil diese einen verlassen hat.


  • Heimtücke

Der Täter muss die auf Arglosigkeit beruhende Wehrlosigkeit des Opfers bewusst ausnutzen.

Beispiel: der Scharfschütze, der sein ahnungsloses Opfer aus dem Hinterhalt erschießt.


  • Grausamkeit

Die Tötung muss dabei in unbarmherziger Gesinnung dem Opfer bei der Tötung größere Schmerzen zugefügt haben, als dabei erforderlich wären.

Beispiel: Langsames Verhungernlassen des Opfers.


  • Gemeingefährliche Tatmittel

Die Tatwaffe muss in der jeweiligen Anwendung eine Gefahr für eine unbestimmte Anzahl anderer Personen mit sich bringen. Der Täter darf die Ausweitung der Gefahr nicht kontrollieren dürfen.

Beispiele: Geisterfahrer nachts ohne Licht auf der Autobahn, Zündung eines Sprengsatzes in einem belebten Gebiet.


  • Ermöglichung einer anderen Straftat

Dabei genügt es, wenn der Tot des Opfers die Straftat erleichtert.

Beispiel: Raubmord (hier liegt aber auch gleichzeitig das Mordmerkmal Habgier vor)


  • Verdeckung einer anderen Straftat

Beispiel: Der Einbrecher wird von den Bewohnern erwischt und bringt daher diese um, damit er nicht verhaftet wird.


Wenn ihr euch noch an euren letzten Krimi erinnert: Hat der "Mörder" da wirklich ein Mordmerkmal erfüllt? Wenn ja: welches?

Bei eurem nächsten Krimi könnt ihr ja auch mal aufpassen. Und am Besten allen anderen Personen berichten, wenn etwas falsch ist. Nicht vergessen: jeder mag Besserwisser!

Über Kritik, Lob oder Verbesserungsvorschläge freue ich mich immer! Und solltet ihr Fragen zu diesem oder einem anderen rechtlichen Thema haben, stellt sie gerne! :)

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