Aus der Hülle brechen

Hey Steemerinos,

in meiner aktuellen Phase habe ich leider wenig Zeit hier zu schreiben. Es herrscht in meinen Kopf, so wie in meinem Leben, ein großer Umschwung.

Ein nötiger- denn langsam fängt die Schale, meine Hülle, an zu brechen.

Was ich damit meine? Nun, ich bezeichne meine Sozialphobie, so wie meine ängstlichen Charaktereigenschaften, gerne als Hülle.
Als eine Art Schale, die sich um meinen Verstand, mein Sein und mein ganzen Ich gelegt hat.
Es ist auf der einen Seite eine schützende, auf der anderen nimmt sie dir die Luft zum atmen und viele Möglichkeiten.

Noch lange nachdem ich Pilze zu mir genommen habe, merke ich wie sie in mir nachhallen und das, was sie in Bewegung gesetzt haben, sich immer weiter in meinem Denken und meinem Wesen manifestiert.
Ich werde mehr zu dem, der ich sein will, immer sein wollte - Ich.
Ich war noch nie so sehr Ich, wie Ich es mittlerweile bin.

Ein selbstbestimmtes, denkendes und bewusstes Wesen.

Auch die Wortgefechte mit meiner Mutter haben sich verändert. Es macht mich nicht länger traurig, wenn es heftig wurde.
Die Dinge sind mir so klar, viel zu klar, fast unmenschlich - ich fühle mich als ob ich neben mir stehen würde und die Dinge ganz anders analysieren könnte.
Sehe Beweggründe, wo ich vorher Emotionen gesehen habe.

Und vorallem bin ich in der Lage in die Richtung zu gehen, in die ich muss.
Weit weg von diesem Tumor, der mich schon viel zu lange hier gehalten hat.

Ich habe immer Rücksicht auf meine Mutter genommen, weil sie niemanden hat, bis auf ihren Partner - aber mittlerweile sehe ich auch das Warum.
Immer diese Schuldgefühle, immer diese Trauer und immer die suche nach Antworten auf Fragen, ja, Fragen die ich mir immer und immer wieder gestellt habe.
Mittlerweile kenne ich die Antworten.

In diesem Haus herrscht keine Liebe mehr, nur Abhängigkeit und Reue für vergangene Schandtaten.
Nur das Bedürfnis Mutter zu sein, nicht eine Familie.
Hier geht es viel mehr um eine Aufgabe, um einen Trieb, etwas dass die Leere füllt, die man einst erschaffen hat.

Aber es knirscht und knackt, es bricht und bricht weiter.
Der erste Widerstand ist gebrochen und die Hülle ist, so fühlt es sich zumindest an, bald nicht mehr vorhanden.

Es bedarf nur noch ein wenig Zeit, viel Herzblut und Arbeit, bis ich endlich aus diesem Elend enflohen bin.
Darauf freue ich mich sehr.

Die Wohnungssuche läuft weiterhin, schwierig, ja, aber durchaus nicht hoffnungslos.
Viel wichtiger aber: Mein Geist ist bereit.

Liebe Grüße
Kranoras

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