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eine vom menschen unbezwungene festung wird seit 1994 von der natur erobert. aufgegeben und verlassen mitten im idyllischen pfälzer wald liegt die anlage da. die rede ist nicht von einer mittelalterlichen burg, von denen in der pfalz zahlreiche zu finden sind. doch die, von kriegen immer wieder heimgesuchte region, hat auch viel moderne militärische bauten zu bieten. leider auch bis auf den heutigen tag neben vielen kleineren auch eine enorm große, die für zahlreiche kriege von strategisch wichtiger bedeutung ist. doch um diese geht es hier nicht. in der nähe von fischbach und ludwigswinkel bei dahn befindet sich ein inzwischen friedvoller ort. vogelgezwitscher lässt sich dort vernehmen und der eindruck entsteht, an einem platz angekommen zu sein, welcher weder leid noch schrecken kennt. doch riesige betonüberreste sind zeugnis, wie verdorben das menschliche wesen sein kann.
langsam blättert die farbe von den wänden
auch wenn der mensch noch so brutal und mächtig erscheint, die natur hat am ende doch den länegeren atem und bezwingt langsam das aufgegebene gelände. somit beweist sie des menschen vergänglichkeit einmal mehr. dieser natürliche prozess wird auch durch aufforstung beschleunigt. eigentlich ist der ort, wenn er auch eine gewisse faszination ausstrahlt, ein schandfleck und der beweis, dass der mensch unfähig ist, aus der geschichte zu lernen. es verging in der pfalz kaum ein jahrhundert, in dem nicht irgendein brutaler krieg tobte. ständige militärische auseinandersetzungen und übergriffe waren über jahunderte hinweg keine außergewöhnlichen ereignisse. doch selbst nach dem zweiten weltkrieg, nach dem ganze städte dem erdboden gleich gemacht worden waren, wurde wieder fröhlich aufgerüstet und es offenbarte sich einmal mehr, dass ein gewisser kreis an mächtigen nicht müde wird, aufzurüsten und menschen gegeneinander aufzuhetzen. vielleicht ist dies dann auch der grund, warum die zeugnisse des kalten krieges gerne abgerissen werden und warum auch hier menschen kämpfen mussten, dass der ort zum gedächtnis erhalten bleibt und zu einem denkmal wurde. bei der auseinandersetzung und beschäftigung mit diesem gelände schreit dies förmlich: „denk mal nach!“ oder „ich mahn mal“
in der 1956 erbauten festung lagerten einst waffen des wahns. neben massenvernichtungswaffen, sollen hier auch atomraketen, nukleare artilleriegranaten und chemische kampfstoffe und möglicherweise auch giftgas gelagert worden sein. bei einem einsatz aller waffen wäre ein potential vorhanden gewesen, ganz mittel europa zu verwüsten. doch nicht nur die hier gebunkerten waffen offenbaren die verrücktheit des menschen sondern auch der aufbau der anlage.
die knapp 17ha große area 1 war teil eines sich über 680ha erschtreckendes militärgeländes der amerikanischen streitkräfte auf deutschem boden. neben diesem lager mit den todbringenden blechkisten existierte auf dem gelände einst auch ein offizierkasion, eine bowlingbahn, ein kino, reperaturhallen, verwaltungsgebäude, unterkünfte, ein feuerwehrstützpunkt, hubschrauberlandeplatz, löschteich, unzählige weitere gebäude und natürlich auch eine kirche, falls gewissensbisse bei soldaten aufkommen sollten und diese ein paar mahnende worte des pfaffen für gewissen sowie moral benötigten.
auch wenn die zäune und stacheldrähte rückgebaut wurden, ein drehkreuz der anlage ist erhalten geblieben.
einer der beiden verbliebenen kampfstände
zur sicherung der gesamtanlage existierten metallzäune mit kilometer langem stacheldraht, welche tag und nacht durch militärische und zivile einheiten bewacht wurden. hinter diesem zaun begann die erste zone, welche wiederum durch drei zäune, mikrowellensensoren wie zaunsensoren und diversen torschleusen gesichert war. diese zone überwunden befand man sich auf einem gelände, auf dem tower rats (spezielle militärpolizeieinheiten) unbediengten schießbefehl hatten. auch befanden sich auf der area 1 elf kampfstände. diese boten freien blick auf das schussfeld und schutz im falle eines angriffs. sie sollten im falle eines gefecht zur verteidigung dienen und dabei helfen, den gegner so lange aufzuhalten bis verstärkung eingetroffen wäre. bei nebel und schlechter sicht wurden diese aus sicherheitsgründen besetzt um die bewachung des gebietes gewährleisten zu können.
die sogenannte bunkerallee, an der zahlreiche alte bunker zu finden sind. einer der bunker ist geöffnet und kann betreten werden.
eines der schweren bunkertore mit stahlgitterkäfig zum schutz gegen raketen
außer den kampfständen lassen sich auch zahlreiche bunker finden. diese hochsicherheitsbauten dienten der lagerung diverser kriegsgeräte. wenn der weg auf das gelände für unbefugte schon so gut wie unmöglich war, dann war es der eintritt in das innere der bunker erst recht. zunächst waren die bunker alle mit z-cages (speziellen stahlgitterkäfigen) gegen raketen geschützt. auch der zusätzlichen sichtschutz auf das eigentliche tor des bunkers musste passiert werden. anschließend war ein telefonisches autorisierungsverfahren an der reihe um weiter zu kommen. bei diesem musste mit dem wachgebäude kontakt aufgenommen werden. weiter konnten die bunker nur von zwei mann geöffnet werden. die tore waren mit 2000$ teuren und besonderen, speziell für das militär hergestellten vorhängeschlössern ausgestattet. zum öffnen der tore mussten hydraulik zylinder die schweren stahltüren anheben, da diese sonst auf dem boden ruhten. auf der innenseite der gewaltigen tore waren pneumatische zylinder die mit hilfe von stickstoff bewegt wurden. war diese barriere endlich überwunden gab es schiebetüren die geöffnet und vorhänge aus stacheldraht die mit seilwinden hochgezogen werden mussten um in das innere zu gelangen. das gelagerte material im inneren der bunker war zusätzlich mit einer decke aus stachedrahtrollen bedeckt, welche auf dem kriegsgerät auflag. sollte diese angehoben werden, war dies sowohl vom bunker als auch vom hauptgebäude aus möglich. um unliebsamen gästen das leben weiter zu erschweren existierte auch noch eine giftgasanlage mit reizgas. zum betrieb der anlage befanden sich an den decken generatoren. im hauptgebäude musste diese vorrichtung über die steuerrung aktiviert werden.
das hauptgebäude
und hier noch einmal aus einer anderen perspektive.
neben der natur, die sich das gelände allmählich aneignet, sind auch menschen an diesem ort gewesen, die mit sprühdosen platz für sich beanspruchten. wie ganz oben zu sehen, lässt sich auch KÄPT´N KALLE auf einer der wände finden. leider ist die qualität der meisten sprühwerke nicht sonderlich überragend. aber wie soll ein anfänger lernen zu sprühen, wenn er an keinem ort üben darf. so sollte der besucher nachsichtig bei der betrachtung der gesprühten wände sein. es wundert jedoch, dass nicht mehr vor allem qualitativ hochwertigere sprühereien zu finden sind. auch wenn solche akte gerne als vandalismus und als straftat gewertet werden, so ist dies bei weitem nicht vergleichbar mit dem verbrechen derer, welche die hier genannten waffen bauen, einsetzen oder darüber nachdenken diese einzusetzen.
ein graffito mit dem schriftzug "sick"
eine weitere besprühte wand im ehemaligen hauptgebäude
der ehemalige sanitärbereich und eine besprühte wand im hauptgebäude
eine alte eingangstür zum inneren des hauptgebäudes
der blick hoch zur beobachtungsplattform. leider ist die treppe im unteren bereich rückgebaut worden.
ein besuch auf dem gelände lohnt sich auf jeden fall, aber ein wenig zeit sollte vorhanden sein, wenn man wirklich alles betrachten möchte. Auf dem gelände existiert ein ca. 1,3 km langer rundweg. dreizehn informationstafeln befinden sich an dem weg. diese wurden von einem verein errichtet, der dafür kämpft, dass die gebäude nicht rückgebaut werden, sondern zum gedächtnis erhalten bleiben. auf den tafeln sind zahlreiche spannende informationen zur geschichte des militärgeländes zu lesen.
wer sich diesen ort gerne ansehen möchte aber bedenken hat, lässt sich möglicherweise von der folgenden information etwas beruhigen. das kernforschungszentrums in karlsruhe soll bei seinen untersuchung herausgefunden haben, dass keine erhöhte radioaktivität auf dem gelände zufinden sei. allerdings lassen sich herbizied feststellen, die in rauen mengen gegen die pflanzen eingesetzt wurden, um ein freies sichtfeld und schussfeld für eine bessere bewachung und verteidignung zu haben.
der ort ist etwas abgelegen und nicht einfach zu finden. es existiert ein wanderweg, der zu dem gelände führt. auch mit dem auto lässt sich direkt an das gelände heranfahren, dies ist jedoch offiziell nicht gestattet. wer dort einmal vorbeischauen möchte hat hier die koordinaten: 49°04'01.3N 7°40'03.0E
ein wanderweg, der direkt an dem gelände vorbei führt ist der rumberg-steig.
sollte der artikel gefallen gefunden haben und vielleicht sogar hilfreich gewesen sein, besteht nun die möglichkeit nach ablauf der monetarisierung einen kleinen betrag als dankeschön an @kaptnkalle zu spenden für die realisierung ein fettes dankeschön an @michelangelo3