Werte und Normen - ein Restaurantbesuch

Die Tage saßen wir zu dritt in einem vietnamesischen Restaurant mitten in München. Ich saß auf der Bank und konnte das gesamte Restaurant überblicken. Meine Aufmerksamkeit englitt immer wieder unserem Gespräch. Mein Blick streifte durch das Restaurant in dem ein Tohuwabohu herrschte. Direkt in meinem Blickfeld saß eine junge Familie - Vater und Mutter ungefähr Mitte 30, leger gekleidet. Dabei hatten sie ihre kleine Tochter (~4J).
Nach einigen Momenten in diesem Restaurant bot sich mir folgende Szene: Aus dem Nichts fing das kleine Mädchen an zu weinen und zu schreien, plötzlich stellte sie sich auf ihren Stuhl, zog ihr Kleid aus, trug nur noch ihre Pampers. Die Eltern schauten ihre Tochter unbeeindruckt an. Das Mädchen kletterte vom Stuhl hinunter, auf dem Boden angekommen, entkleidete sie sich ihrer Pampers und sprang quietschfidel durch das Restaurant. Noch immer gaben die Eltern keinen Ton von sich. Die Szene hielt für gut 10 Minuten an, danach verschwand der Vater mit seiner Tochter. Währenddessen blickte die Mutter unentwegt auf ihr Smartphone. Der Kellner räumte den Tisch ab, fragte, wie es ihr geschmeckt hat, ob der Fisch ihren Ansprüchen genügte. Die Frau antwortete, doch ihr Blick traf kein einziges Mal den des Kellners, da sie versteinert auf ihr Handy starrte.

Vorgänge wie diesen, habe ich in kürzester Vergangenheit bereits zu Genüge beobachtet. Doch den beschriebenen empfinde ich als das i-Tüpfelchen. Wenn ich solche Szenen beobachte, frage ich mich, in welcher Art von Gesellschaft wir leben. Um ehrlich zu sein, gruseln sie mich sogar. Zum einen weist ein solches Verhalten auf ein rechte egozentrische Wahrnehmung dieser Personen hin, weil Mitmenschen völlig ausgeblendet werden und das eigene Verhalten nicht an die Umgebung angepasst wird. Die Restaurantbesucher wollen ihren Feierabend ausklingen lassen - gehen mit Freundinnen/Freunden, dem Partner oder allein essen, wollen sich einen schönen Abend mit gutem Essen machen. Was sie zusätzlich bekommen ist eine Beschallung und ein Nackedei. Hierbei geht es mir nicht um das Verhalten des Kindes, sondern um das der Eltern - völlig unbeteiligt da zu sitzen, ihr Kind frei schalten und walten zu lassen und andere Menschen mit diesem Verhalten zu stören. Zum anderen bange ich um die heranwachsende Generation, die alles bekommt, die sich größtenteils nicht an Regeln halten muss. Denkt man eine solche Generation in ihrem prozesshaften Ablauf weiter, so resultiert sie in einem Ego Boom - das Wohl der Anderen und Gemeinschaft an sich wird letztrangig. Mit dieser Beobachtung möchte ich all die Eltern da draußen gar nicht über einen Kamm scheren, aber jeder der seine Augen aufmacht, kann sehen, dass hier nicht von einem individuellen Fall gesprochen wird. Fraglich ist, ob diese Verhaltensweisen außerdem regional gedacht werden müssen. Schließlich ist in München ja sowieso jedes Individuum die schönste Perle in der Menschenkette.

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